Das Filmschaffen von Hans Fischinger
Kurzübersicht:
- geb. 15.09.1909 in Gelnhausen
- vermißt am 20.08.1944 – Serbien/Kroatien
- Jüngster von 6 Geschwistern – (Oskar geb. 1900)
- Umzug nach Frankfurt am Main (Ginnheim Eichenloh)
- Besuch der Liebig-Ober-Realschule
Lehrer: Erich Fornhoff - 1932 geht er nach Berlin zu seinem Bruder Oskar
- 1932 hat der Ton und die Form eine Verbindung ? Der synthetische Ton läßt sich komerziell nicht auswerten.
- Er realisierte die Studie 9 zu Brahms Ungarischer Tanz No. 6 sowie
- Studie 10 zur Balletmusik aus Verdi „Aida“ ebenso Studie 12
- 1932 arbeiten Oskar und Hans mit Bela-Gaspar an der Perfektionierung
eines Farbfilm-Verfahrens - 1933 Studie 14 wird alleine von Hans Fischinger gezeichnet
nach der Musik zu Brahms Ungar. Tanz Nr.1 - Die Vorlagen werden aber nicht verfilmt.
- Hans verläßt das Studio in Berlin
- 1936 Bruder Oskar geht zu Paramount nach Amerika
- Hans Fischinger bleibt in Deutschland
Biographie:
Hans Fischinger wird am 15.09.1909 in Gelnhausen geboren.
Nach der Zusammenarbeit mit Oskar Fischinger http://www.oskarfischinger.org/ in Berlin (siehe Kurzübersicht) zieht Hans nach Alzenau, einem Städtchen nicht weit von Aschaffenburg. Sein Geld verdient Hans im Betrieb seiner Geschwister, der Brauerei Stein. In seiner Freizeit baut er sich einen Tricktisch und arbeitet 3 Jahre unermüdlich an seinem Film. Ein Tanz der Farben soll es werden zur Ballett-Musik aus der Oper „La Gokonta“.
Zur Filmerstetllung hatte er seinen Tricktisch und 100 bis 120 verschiedene katalogisierte Schablonen. Mit einem Kompressor und einer angeschlossenen Spritzpistole wurde die Farbe dann auf Glasplatten aufgebracht. Zur damaligen Zeit war das Problem der Farbwiedergabe einer der letzten großen Herausforderungen an die Filmtechnik. Tonfilme liefen alle in Schwarz-Weiß.
Hans Fischinger und sein Bruder Oskar Fischinger erprobten und verbesserten bereits 1933 ein Farbverfahren, dass der Arzt und Chemiker Bela Gaspar Casparcolor
entwickelt hatte. Bei diesem 3 Farbenfilm wurde von jedem, auf die Glasplatte, aufgesprühten Bild nacheinander drei Aufnahmen auf Schwarzweißfilm belichtet. Ein drei farbiges Filterrad drehte sich vor dem Objektiv. Die Trickkamera fotografierte jeweils einen Auszug in den 3 aditiven Grundfarben, rot, grün und blau. Mit dem Gaspar-Color Verfahren wurden hinterher alle Farbauszüge paßgenau übereinander kopiert und zwar auf dem farbstoffhaltigen Gaspar Color-Film. Der erste Film in Gaspar-Color war „Kreise“ von Oskar Fischinger.
Für „Tanz der Farben“ mußte Hans Fischinger die Patitur der Musik von „La Gokonta“ genau analysieren, und die Bewegungsabläufe der Animations-Sequenzen in diese mit einarbeiten.
Diese Bewegungsabläufe waren mit Farbsymbolen versehen, so daß man jederzeit erkennen konnte, welche Farbe, welcher Sequenz und in welchem Ausschnitt verwendet werden sollte.
Die Uraufführung von Tanz der Farben fand im Hambuger Waterloo Theater statt und zwar am 27.02.1939. Der Hauptfilm der dort lief war der Film „Schlußakkord“ von Willy Birgel. Hans hatte mit dem „Tanz der Farben“ eine sehr große Ressonanz ausgelößt, wie man auch aus den Zeitungsnotizen und Kritiken der damaligen Presse entnehmen kann.
Hans Fischingers Farblichtkonzert ist der letzte abstrakte Film, der im dritten Reich aufgeführt wurde. Das Werk eines Einzelgängers, den die Hetze gegen die abstrakte Kunst nicht davon abhalten konnte seine küstlichere Idee zu vollenden. Leider ist Hans Fischinger nicht mehr aus dem Krieg zurückgekehrt.
Interessante Filme zum Thema:
1. „Film ist Rhythmus“ von Dr. Martin Loiperdinger und Harald Pulch
2. „Muratti & Sarotti“ von Gerd Gockel – Streifzug durch die Geschichte des deutschen Animatinsfilms
von 1920 bis 1960. Leider ist der Film bei absolut Medien nicht mehr bestellbar „MURATTI & SAROTTI“ – Geschichte des Deutschen Trickfilms 1920-1960 – Ein Film von Gerd Gockell
im Kapitel 4 der DVD ist ein Ausschnitt von „Tanz der Farben“ zu sehen, außerdem auch ein Interview mit Ralf & Stefan Fischinger, den Großneffen von Hans.
Die DVD ist aber noch auf ebay und amazon erhältlich.
3. „Hitlers Traum von Micky Maus“ eine WDR/Arte Auftragsproduktion der http://www.decampofilm.de/dokutext3.swf
=> youtube link: Hitlers Traum von Micky Maus
4. „La grande storia – Cinema di propaganda nazista“ – Produktion durch http://www.rai.it/
5. Sehr empfehlenswert ist auch die Gesamtausgabe „Geschichte des deutschen Annimationsfilms„, erschienen bei Absolut Medien
Literatur zum Thema:
1. „Clip, Klapp, Bum – Von der visuellen Musik zum Musikvideo“ – dumont taschenbücher – Hersg: Veruschka Body, Peter Weibel
Caspar Color Farbverfahren:
1. Brian Pritchard´s Casparcolor http://www.brianpritchard.com/gasparcolor.htm
2. Dr. William Moritz – Oskar Fischinger Archiv – http://www.oskarfischinger.org/GasparColor.htm
Copyright dieses Textes liegt beim Hans Fischinger Archiv